Rik Reinking Der Mann mit dem Tattoo Er ist wohl der einzige Mensch weltweit, der ein Tattoo besitzt, das er nicht selbst am Körper trägt
Mit seinen gerade mal 39 Jahren, hat der Jungstar unter den Kunstsammlern eine beachtliche und bedeutende Sammlung zusammengetragen. Das Apollo Magazin und die deutsche Bundesregierung halten ihn für eine führende und bedeutende Person der Kunstszene. Doch neben allen Errungenschaften, Visionen und der Sammlung, die von ethnologischen Schätzen bis hin zu Kunst der Gegenwart reicht, schafft es Reinking vor allem mit einem Stück bis in die Boulevardpresse.
In seiner Sammlung befindet sich auch ein lebendes Kunstwerk - ein Tattoo des belgischen Künstlers Wim Delvoye - derzeit (und hoffentlich noch lange) auf dem Rücken des Schweizers Tim Steiner.
Wie kommt man auf so eine Idee? Wie kauft man den Rücken eines Menschen? Und ist die Übergabe schon geplant?
Scrollen Sie durch die Reportage, um mehr über das außergewöhnliche Kunstwerk, die Sammlung Reinking und den Sammler zu erfahren.
"Der Sammler ist Künstler im Quadrat” - Marcel Duchamp Rik Reinking über seine Sammlung, Motivation und Kunst
Bevor das Tattoo, das lebende Kunstwerk, in den Fokus gerückt wird, werfen Sie im Video einen Blick auf den Sammler.
Zwischen hunderten Büchern, dutzenden Schädeln und Street Art von begehrten Künstlern arbeitet Rik Reinking am Ausbau seiner Sammlung, der Zukunftsplanung und beantwortet Fragen zu seinen Beweggründen und den Umfang seiner Schätze.
Im nächsten Kapitel erfahren Sie mehr über das eine Stück der Sammlung, das es wie kaum ein anderes vermag, die Meinungen zu spalten und von heller Begeisterung bis Abscheu alle Gefühlsregungen hervorruft.
Lebende Kunst Das Tattoo “Ich glaube bei mir hat das Tattoo ein gutes Zuhause gefunden”. Rik Reinking
Der Hamburger Kunstsammler besitzt ein ganz spezielles Kunstwerk - ein Lebendes. Vor rund sechs Jahren hat Reinking den Rücken des Schweizers Tim Steiner gekauft, welcher in der Zürcher Galerie de Pury & Luxembourg präsentiert wurde. Für rund 180.000 Euro ging das Tattoo am Ende über den Tresen. Entworfen wurde es vom belgischen Konzeptkünstler Wim Delvoye.
Delvoye tätowiert übrigens auch Schweine. Doch ein wertvoller Schinken kam für die Sammlung nicht in Frage - Reinking meint, Schweine können sich im Gegensatz zu Menschen nicht bewusst dafür entscheiden, ihren Körper als Leinwand und Rahmen zur Verfügung zu stellen.
Scrollen Sie weiter zum Video, in dem Sammler und Kunstwerk ihre Meinungen und Beweggründe kund tun und sich dazu äußern, wie sich solch eine Vereinbarung auf das Zwischenmenschliche auswirkt.
Auch einmalig: Der Vertrag
An die Übergabe möchten weder Sammler noch Träger denken. Doch wie lebt es sich, wenn man den Teil eines Menschen besitzt und was hat es für Folgen, wenn man seinen Rücken verkauft? Starten Sie das Video und lernen Sie neben Rik Reinking nun auch Tim Steiner kennen.
Neben der Arbeit selbst war für den Sammler übrigens auch das begleitende Vertragswerk inklusive Testament von entscheidender Bedeutung, denn auch so etwas hat es bisher vermutlich noch nie gegeben und ist aus juristischer Sicht höchst spannend.
Mit den Rechten kommen auch Pflichten und Verantwortung für den Sammler, dessen ist sich Reinking bewusst - nicht immer ohne Bedenken. Fest steht aber: Der Kauf hat Rik und Tim zu guten Freunden gemacht.
Nach dem das Kapitel Tattoo mit diesem Video schließt, erfahren Sie im Folgenden mehr über den Mann mit den morbiden Schätzen.
Die Sammlung beschäftig sich mit dem Leben Die Artefakte "Ich gelangte zur Einsicht, dass Sterben nicht etwa etwas Neues ist, sondern dass ich im Gegenteil von meiner Kindheit an schon viele Male gestorben war." Marcel Proust*
*Veröffentlicht in POESIA - Werke aus der Sammlung Reinking , 2013
Die Sammlung kennzeichnet ein sichtbares Konzept Sammlung Rik Reinking Der Bezug zum Menschen
Rik Reinking scheint ein rundum zufriedener Mensch zu sein. Zwischen Schädel, Schrumpfköpfen, zeitgenössischer Kunst und einer riesigen Ansammlung von Büchern und Fachliteratur arbeitet der hauptberufliche Kunstsammler und Kunsthändler an seiner persönlichen Sammlung.
Die ethnologischen Objekte stammen aus verschiedensten Teilen der Welt wie West- und Zentralafrika, Nordamerika oder Papua-Neuguinea. Alle haben sie eines gemeinsam: die Ritualtradition. Das sind die Praktiken des Ahnenkults, also der Verehrung toter Vorfahren.
Der Komponist und bildende Künstler Nam June Paik sagt einmal: "Der Ewigkeitskult ist die älteste Krankheit der Menschheit." Rik Reinking sieht dies genauso.
Doch woher kommen diese Gedanken zu Leben und Tod?
Lesen Sie weiter, um Rik Reinkings Einstellung dazu zu erfahren.
Der lebensfrohe Sammler Leben und Tod “Ich habe keine Angst vor dem Tod und auch nicht vor dem Verschwinden. Das wäre auch lächerlich.” Rik Reinking
Ganz nach dem Motto "Leben! Mensch sein!" hat sich die Sammlung im Laufe der Jahre entwickelt. Der Tod ist für ihn ein allgegenwärtiges Thema mit dem er sich
schon seit langer Zeit tagtäglich auseinandersetzt. Da ist es nur logisch, dass sich dies auch sehr stark in seiner Sammlung
widerspiegelt.
Angst vor dem Tod hat Reinking nicht. Er ist alt genug, um gelernt zu haben, dass es mehrere Leben geben kann.
Scrollen Sie weiter zum nächsten Video, in dem der Kunstsammler über seine Inspiration und seine Einstellung zum Leben spricht.
Emotionen des Menschen Inspiration "Natürlich geht es um Leiden, aber ebenso um Spannungen, Verzerrungen, Zerrissenheit, die sich auch befreiend auswirken können. Das Thema ist also etwas zutiefst Menschliches." Rik Reinking
Für den Kunstsammler sind es gerade die Begegnungen mit verschiedensten Menschen, die ihn sehr inspirieren. Zu den Künstlern hat er ein sehr enges und menschliches Verhältnis. Er mag das Aufeinandertreffen von kreativen Geistern, doch
musste er sich auch eingestehen, dass dies nicht immer gesund ist. Aber auch diese Erkenntnis gehört für ihn zur Schule des Lebens.
Feinde und Neider hat Rik Reinking viele. Nicht immer stoßen seine Arbeiten und Aktionen auf positives Feedback. Der Kunstsammler scheint eher der Typ zu sein, der auf Austellungen Zeit mit seinen Freunden verbringt und Partystimmung verbreitet, als im gediegenen Kreis mit Gleichgesinnten über Kunst zu philosophieren.
Des Öfteren bekommt er Angebote von Unbekannten, die ihm ein tätowiertes Bein oder einen Arm verkaufen wollen. "Aber darum geht es doch bei meiner Arbeit überhaupt nicht," so Reinking.
Nachdem das Kapitel "Die Artefakte" abgeschlossen ist gelangen Sie nun zum Abschlusskapitel "Das Leben mit Kunst".
Bei Rik Reinking gibt es keine Fehlkäufe Das Leben mit Kunst "Meine Sammlung ist wie mein persönliches Tagebuch und meine Ausstellung widerspiegelt meine Seele" Rik Reinking
Das erste Bild "Mit 16 Jahren habe ich für 250 Mark mein erstes Bild gekauft" Rik Reinking
Mit 16 Jahren hat er auf seinem Schulweg einen Horst Janssen erworben
und seither dominiert das Sammeln von Kunstobjekten sein Leben.
Seine
persönliche Sammlung umfasst heute Werke von über 200 Künstlern, darunter auch bekannte Namen wie Banksy, Shepard Fairey, Mirko
Reisser (DAIM), Mode 2, Space Invader, Tilt und Miss Van. Gerade die Verbindung von zeitgenössischer Kunst, welche bis vor kurzem noch nicht salonfähig war, mit ethnolgischen Gegenständen findet Rik Reinking sehr spannend.
Für den gebürtigen Hamburger liegt die Hauptmotivation darin, Werke aufeinander abzustimmen und so einen Dialog zu schaffen. Für Rik Reinking entsteht Kunst erst dann, wenn diese öffentlich diskutiert wird und auch diskutiert werden kann.
Doch wie kommunizieren die Werke von Rik Reinking mit dem Betrachter? Und was lösen sie beim betrachten aus?
Scrollen Sie weiter, um das Video "Der Dialog" anzuschauen, in dem Rik Reinking von seiner Passion und dem Dialog zwischen den Werken erzählt.
Wie die Arbeiten mit dem Betrachter kommunizieren Der Dialog zwischen Werken "Das Sammeln ist bei mir vermutlich ein grosser Komplex der dahinter steht" Rik Reinking
Rik Reinking sieht sich nicht als Künstler, wie dies viele andere Kunstsammler tun. Trotzdem denkt er, dass durch das Abstimmen von Werken sehr viel von seiner Persönlichkeit durchdringt. Die starken Gefühle von Intimität schaffen einen Dialog zum Betrachter.
Auf einer der vergangenen Ausstellungen zeigte die Installation eines Künstlers, wie unterschiedlich Werke aufgenommen werden können. Ein kleiner Junge ist neben dem Kunstwerk eingeschlafen, während ein älterer Mann mit den Worten "Oh mein Gott, das halt ich nicht aus" nach wenigen Sekunden den Raum verließ. Gerade diese öffentliche Diskussion scheint den Kunstsammler zu interessieren. Seine Sammlung soll zu einem Ort der Reflexion werden, an dem sich der Betrachter selbst begegnet.
Nach Rik Reinking gibt es zwei Arten von Sammler. Die einen erfreuen sich im stillen Kämmerchen an ihren Trophäen. Die anderen sehen sich als Plattform, auf der sich Kreative treffen können und Kommunikation stattfindet.
Rik Reinking gehört definitiv in die zweite Kategorie und genau dies macht seine Sammlung zu dem, was sie ist. Sie gibt dem Betrachter die Möglichkeit sich zu ordnen und zu orten und damit etwas über sich selbst herauszufinden.
"What we call the beginning is often the end. And to make an end is to make a beginning. The end is where we start from." T.S. Eliot